EU macht Mastodon-Server dicht

Was ist da los? Die EU-Datenschutzbehörde (EDPS) hat in einer Pressemitteilung angekündigt, zwei Fediverse-Server dicht zu machen: zum einen EU Voice (auf Mastodon), zum anderen EU Video für Peertube-Videos. Beide waren als Pilotversuche gestartet. Nun zieht die Datenschutzbehörde den Stecker:

Leider ist es uns trotz unserer Bemühungen, ein neues Zuhause für EU Voice und EU Video in anderen EU-Institutionen zu finden, nicht gelungen, einen neuen Eigentümer zu finden, der die Server und den Betrieb auf dem hohen Niveau aufrechterhält, das die EU-Institutionen und ihre Nutzer verdienen.

Wojciech Wiewiórowski (Europäischer Datenschutzbeauftragter laut EDPS-Pressemitteilung)

Verabschiedet sich die EU aus dem Fediverse? Ich vermute: Nein, und ich bin nicht allein. Laurens Hof, der den wöchentlichen, lesenswerten “Fediverse-Report” verfasst, meint: “Dies ist ein notwendiger und schmerzhafter Übergang, und die Tatsache, dass die Europäische Kommission aktiv bleiben und ihre Bemühungen verstärken wird, ist eine gute Nachricht.” In der Tat schreibt die EU-Kommission in einem Toot: “Unser Engagement für das Fediverse wird fortbestehen. Wir arbeiten an einer Lösung, um unsere kontinuierliche Präsenz (…) zu gewährleisten.” Die EU verweist auf die wunderbare Möglichkeit, mit einem Account auf einen anderen Server umzuziehen.

Wer ist von dem Server-Ende betroffen? Derzeit meldet der EDPS-Server 18 aktive Profile, darunter neben der EU-Kommission mit 101-tausend Followern den Digital-Kommissar (3600 Follower) oder die Europäische Weltraumagentur EUSPA (3400 Follower). Laurens Hof glaubt nicht, dass sich ein Betreiber findet, der alle diese Accounts übernimmt. Er vermutet: “Der logischere Weg scheint mir zu sein, viele verschiedene EU-Fediverse-Server zu haben, wobei jede EU-Organisation für ihre eigene Präsenz verantwortlich ist. In diese Richtung scheint auch das Konto der Europäischen Kommission zu gehen.”

Strich drunter: Was denkst Du? Für mich ist der Schritt des Europäischen Datenschutzbeauftragten auf der einen Seite plausibel. Auf der anderen Seite ist das Signal, das die Europäische Union hier sendet, fatal: Sie sollte alternative Plattformen aktiv fördern und sich nicht darüber zerstreiten, wer Server betreibt.

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